Blockchain – Technologische Lösungen für die reale Welt

Die Anyblock Analytics GmbH

Der Firmensitz ist ein einfaches Einfamilienhaus in Gonsenheim, die Schaltzentrale ein Büro im Keller. Und doch werde ich in den nächsten neunzig Minuten aus dem Staunen nicht herauskommen. „Mister Blockchain“, wie die Allgemeine Zeitung den Gründer und CEO Peter Eulberg betitelte, denkt schnell, redet schnell und ansteckend begeistert. Und er arbeitet in einer Branche, die für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Die Anyblock Analytics GmbH bietet Dienstleistungen rund um die Blockchain an. Blockchain – den Begriff kennen inzwischen viele, doch noch immer rankt sich viel Ahnungslosigkeit darum. Um zu verstehen, womit Anyblock ihr Geld verdient – „Wir sind ein Blockchain Solution Provider, der Infrastruktur, Werkzeuge und Daten anbietet, mit denen unsere Kunden leichter Blockchain in ihre Geschäftsprozesse einbinden können.“, benennt es Peter Eulberg – muss man ein bisschen verstehen, was es mit der Blockchain auf sich hat. Daten, das können Transaktionsdaten bei einer Währung sein, aber auch Leistungen bei einem Smart Contract – ähnlich einem digitalen Abbild eines Vertrags, werden in Datenblöcke geschrieben, die sich aneinanderreihen. Ist ein Block fertiggestellt und an den vorigen gekoppelt, kann er nicht mehr verändert werden, weder seine Position in der Kette noch sein Inhalt. Damit stellt die Blockchain eine (nach aktuellem Stand) fälschungssichere Basis zur Verfügung, die für verschiedene Anwendungen dienen kann.

Kryptographie liefert Vertrauen

Da ist zum Beispiel ein Immobilien-Investor, der seine Immobilie stückweise anderen Investoren anbieten will. Dazu wird die Immobilie in einzelne digitale Wertpakete aufgeteilt, sogenannte Token. Diese können dann auf einer Investment-Plattform gehandelt werden. Die Speicherung der Käufe und Verkäufe in der zugrundeliegenden Blockchain erfolgt automatisch. „Eine unserer Dienstleistungen ist der Anyblock Index. Damit können wir der Blockchain ‚zuhören‘ und die erfolgten Transaktionen als Rohdaten zur Verfügung stellen“, erklärt Peter Eulberg. Zum Beispiel, wenn der Plattform-Betreiber die Transaktionen und Besitzanteile auf einer Webseite grafisch darstellen will. Die Fälschungssicherheit der Blockchain macht sie damit zu einem technischen Vertrauens-Zwischenhändler, das, was im Finanzwesen die Banken darstellen. Die technische Basis ist kostengünstig, erfordert keine Kontrollinstitutionen mehr und schafft einen größeren Markt an Abnehmern und damit in der Regel bessere Preise für die Anbieter.

Es gibt noch andere Beispiele, eine Blockchain für Energieversorger von der Energy Web Foundation. Hier werden Geschäftsprozesse der Energieversorger auf einer Konsortial-Blockchain abgebildet, beispielsweise der Handel von Zertifikaten über die Erzeugung erneuerbarer Energien. Auch hier ist Anyblock aktiv. Oder eben Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, die nur noch virtuell existieren und ihre Transaktionen mittels Blockchain abwickeln. Sie ermöglichen beispielsweise den preiswerten und schnellen Transfer von Geldwerten über Grenzen hinweg und ohne Mittelsmann.

Peter Eulberg ist von Hause aus Biologe. Sein Studium bringt ihn nach Neuseeland, wo um die Jahrtausendwende IT schon viel weiter ist als hier in Deutschland. Wieder zurück in Deutschland, gründet er sein erstes Unternehmen und verkabelt u.a. das Studentenwohnheim INTER 1 in Mainz. Viele Jahre arbeitet er dann als IT-Fachmann in einer Agentur, bevor er 2015 anfängt, mit seinem Partner Sascha Göbel und der gemeinsamen Firma „Digital Virtues“ Blöcke für Kryptowährungen zu erstellen, zu „minen“. 2017 kommt es zur Zusammenarbeit mit der Firma Brainbot Technologies AG von seinem Studienkollegen Heiko Hees, und gemeinsam mit einem weiteren ehemaligen Agenturkollegen Freddy Zwanzger wird 2018 die Anyblock Analytics GmbH gegründet. Als 2019 eine Seed-Finanzierung ansteht, braucht Anyblock eine Bank vor Ort. „Wir waren bis dahin bei einer Direktbank. Als wir uns in Mainz umschauten, kam für uns nur die MVB in Frage. Dann habe ich im Gutenberg Hub noch Patrick Schneider kennengelernt, das hat sofort gepasst“, so Eulberg.

Internationale Kunden, internationale Mitarbeiter

Mit der größeren finanziellen Basis im Rücken wird das Team ausgebaut. „Unsere Kunden sind ausschließlich Blockchain-Natives. Deswegen brauchen wir absolute Experten“, meint CEO Eulberg.  „Unsere Mitarbeiter rekrutieren wir daher weltweit. Das bedeutet aber auch, dass wir schon immer ‚remote‘ arbeiten und unsere Treffen virtuell abhalten, mit drei Gründern und inzwischen elf Angestellten“. Mit ihrem Software-as-a-Service-Konzept, das den Anyblock-Index einschließt, aber auch Daten- und Zugriffs-Schnittstellen zu den verschiedenen Blockchains, erschließen sich Eulberg und sein Team immer weitere Kunden.

Peter Eulberg, CEO von AnyblockAnalytics, erhielt im Rahmen der Online-Zeremonie am 25. November die Auszeichnung Pioniergeist 2020.
Peter Eulberg, CEO von AnyblockAnalytics, erhielt im Rahmen der Online-Zeremonie am 25. November die Auszeichnung Pioniergeist 2020.

Blockchain-Solution ausgezeichnet

Derlei Leistungen bleiben natürlich nicht verborgen. Und so wundert es auch nicht, dass die Anyblock Analytics GmbH in 2020 gleich zwei Preise gewinnt. Beim Rheinland-Pfälzischen Gründerpreis “Pioniergeist 2020” erreicht Anyblock Analytics den mit 10.000 Euro dotierten zweiten Platz. Der “Pioniergeist” wird jedes Jahr von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), den Volksbanken Raiffeisenbanken in Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium an Jungunternehmen vergeben, deren hervorragende Umsetzung aussichtsreicher Geschäftsideen Vorbildcharakter hat.

“Ideen mit äußerst hohem Innovationsgrad – wie die Blockchain-Technologie – in ein funktionierendes Geschäftsmodell umzusetzen und anderen nutzbar zu machen, ist wahrer Pioniergeist“, sagt Herbert Kohlberg, Mitglied im Vorstand der Mainzer Volksbank, bei der Online-Preisverleihung. “Der Pulsschlag des Wirtschaftsstandorts Rheinland-Pfalz wird durch Unternehmen wie die Anyblock Analytics zukunftsweisend spürbar.”

Außerdem setzt sich der Blockchain Solution Provider beim KfW Award Gründen durch und gewinnt den Landessieg der rheinland-pfälzischen Nachwuchsunternehmen und 1.000 Euro Preisgeld. Mit diesem Preis zeichnet die KfW erfolgreiche Gründungen aus, um Selbstständigkeit zu mehr öffentlicher Anerkennung zu verhelfen.

Eines der aktuellen Projekte ist die SeroStatus-App, die beim Wettbewerb „Digital durch die Krise – Corona als Chance“ der MVB den ersten Platz in der Kategorie „Start Up“ gewann. Sie stellt eine „selbstsouveräne Identität“ zur Verfügung. Der Einsatz ist denkbar für hochsensible Daten, die aber dennoch abgeglichen werden müssen, beispielsweise für Coronatest-Ergebnisse. In der App sind ein Foto und der Name des Inhabers gespeichert. Ein testender Arzt prüft die Richtigkeit von Bild und Name und speichert das Testergebnis mittels eines QR-Codes in der App. Bei einer Kontrolle zum Beispiel an einem Flughafenschalter kann das Testergebnis ausgelesen werden, ohne dass Daten an Dritte übergeben werden müssen, nicht einmal an den Kontrolleur. „Aktuell läuft eine Ausschreibung für eine Impfpass-App, da sind wir mit der SeroStatus-App im Rennen. Und wir haben den Vorteil, dass unsere App komplett fertig ist und funktioniert“, ergänzt der Gründer nicht ohne Stolz.  Corona-Tests, Impfergebnisse und Datenschutz – das ist ein schwieriges Feld. Anyblock Analytics liefert hochtechnologische Lösungen nicht nur für dieses Problem.


Von: Theo Bender, Referent Unternehmenskommunikation