Herzblut und Leidenschaft

Tobias Bartenbach und die Bartenbach Gruppe

Wie bringt man über 100 Mitarbeiter*innen innerhalb von achtundvierzig Stunden ins Home-Office? Und wie schafft man es, dass weder Arbeit noch Belegschaft darunter leiden? Wie übersteht eine mittelständische Full-Service-Agentur mit Sitz in Mainz und Bensheim globale Krisen?

Tobias Bartenbach, Vorstand der gleichnamigen AG, hat sich als Gründer und Inhaber eines Familienunternehmens eine der volatilsten Branchen ausgesucht. 1992 meldet er sein erstes Gewerbe an, damals noch parallel zum Studium der BWL. Fünf Jahre später ziehen seine Frau Anne und er aus dem beschaulichen Hunsrück nach Mainz und gründen die Bartenbach Werbeagentur GmbH & Co KG in Mainz-Gonsenheim. Bereits 1998 gewinnt die Firma erste regionale Etats, die Bartenbachs können ihren ersten TV-Spot im Fernsehen genießen. 2008 wird die Agentur in den GWA aufgenommen, dem Gesamtverband der führenden Kommunikationsagenturen Deutschlands. „Damals gab es etwa 6000 Werbeagenturen in Deutschland zuzüglich Freelancer und Ein-Mann-Unternehmen. Zu den Top-100 zu gehören, das war schon eine Auszeichnung,“ erinnert sich Tobias Bartenbach stolz.

Krisen als Chancen

Anne und Tobias Bartenbach beim 20-jährigen Jubiläum - Mainzer Volksbank

Das Krisenjahr 2008 entpuppt sich aber auch als erster großer Bewährungstest. Mit einem Schlag bricht der Agenturmarkt zusammen, nahezu die gesamte deutsche Wirtschaft verabschiedet sich in eine Schockstarre. Bartenbach baut die Agentur um in eine Aktiengesellschaft, um Mitarbeiter-Beteiligungen realisieren zu können und auch, um mit den immer größeren Kunden auf Augenhöhe zu sprechen. So geht die Agentur gestärkt aus der ersten Krise, übernimmt 2010 das Designstudio Ali Schneider aus Heidesheim, eine kleine, aber feine Agentur mit renommierten B2B-Kunden. 2019, man hat inzwischen eine große 20-Jahr-Feier begangen, kommt eine weitere Fusion zustande mit der Agentur Hübner & Sturk aus Bensheim, wodurch die Firma Bartenbach um 25 Mitarbeiter*innen wächst, sodass sie inzwischen die größte Agentur in Rheinland-Pfalz sowie die drittgrößte B2B-Agentur Deutschlands ist.

2020 folgt dann die Zeitenwende: Corona. Erst schauen alle nach China, dann nach Italien, dann Fernsehen. Denn Deutschland verhängt sich selbst einen Lockdown. Bartenbach schickt sein Team ins Homeoffice, stemmt innerhalb von wenigen Tagen eine komplette technische Infrastruktur für das Arbeiten von Zuhause aus damit der Betrieb weiterläuft. „Hohe Disziplin, großes Kompliment an extrem motivierte Mitarbeiter,“ lobt Bartenbach seine Angestellten. Das Agenturgeschäft lässt etwas nach, aber das Werbemittelgeschäft der Bartenbach Werbemittel GmbH & Co. KG, einer 100-prozentigen Tochter der Bartenbach AG, unter Leitung seiner Frau Anne Bartenbach bleibt gegen den massiven Abwärtstrend der Branche auf Vorjahresniveau. „Auch da hat uns die Mainzer Volksbank über die Vermittlung von KFW-Mitteln geholfen, im Werbemittelgeschäft so stabil aufgestellt zu bleiben, wie wir es brauchten“, lobt der Firmenchef seine Hausbank. Für ihn war bereits beim Standortwechsel vom Hunsrück nach Mainz klar, dass er „Genosse“ bleiben möchte, weil er aus der Volksbank-Szene kommt. Daraus hat sich ein Verhältnis entwickelt, was in der Form außergewöhnlich ist, weil auf allen Ebenen bis zum Vorstand eine Offenheit und ein Begegnen auf Augenhöhe gewährleistet ist. Das schätze ich bei meinen Kunden und das erwarte ich auch von meinen Partnern. Da war und ist die MVB immer erste Adresse.“ 

Teil der Bartenbach-Kreation für die R+V - Mainzer Volksbank

Unter Genossen

Ein großer Auftrag steht für das Jahr 2020: Die R+V-Versicherung, das Versicherungsunternehmen der genossenschaftlichen Volksbankengruppe, beauftragt die Bartenbach AG, neue Kampagnen zu entwickeln und umzusetzen. Damit rückt die Bartenbach AG in den Kreis der Preferred Agencies auf und R+V wird größter Kunde. Die erfolgreiche Kampagne bezieht sich auf das Produkt „Safe&Smart“. Angefangen bei KeyVisuals über Foto-Shooting, Video-Produktion, Landing-Pages, Tool-Kits für die Banken, Mailings inklusive Mechanik bis zu POS-Materialien – außer der Produktion von Druckerzeugnissen entstehen alle Teile in der Agentur. „Das ging über die gesamte Customer Journey, sowohl für die Bank- und R+V-Mitarbeiter als auch für Endkunden, das gesamte Programm. Da arbeitete die gesamte Agentur mit. Von der R+V haben wir die Rückmeldung erhalten, dass es eine der erfolgreichsten Kampagnen war,“ sprudelt es aus dem Unternehmer.  „Für ein genossenschaftliches Institut zu arbeiten und dann noch meine Hausbank MVB als eine der ersten Banken in der Testphase zu haben, freut mich besonders. Schließlich habe ich bei der Volksbank Kirchberg meine Ausbildung gemacht,“ ergänzt er lächelnd.

Dann wird er wieder ernst. „Der richtige Schock in der Wirtschaft wird 2021 folgen. Dann laufen die Corona-Hilfsmittel aus, dann läuft die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht aus.“  Vor diesem Hintergrund sind Prognosen schwierig, die eigene Firma sieht Bartenbach aber gut aufgestellt. Es gibt ein Leitbild für die Firmengruppe: Mut, Respekt, und Verantwortung sind Werte, die nach innen und außen gelebt werden. „Wir haben auch eine Vision, die 2010 für zehn Jahre formuliert wurde und jetzt ausläuft. Wir arbeiten gerade an einer neuen Fassung, die allerdings dann nur noch für die nächsten fünf Jahre gilt.“ Es gibt etliche Fragen, mit denen sich eine Agentur im Zeitalter der digitalen Transformation auseinandersetzen muss. Gibt es in zehn Jahren noch Agenturen und wie wird die Zusammenarbeit mit ihnen aussehen? Wie werden sich Verbraucher in ihrem Verhalten verändern und was bedeutet das für eine Markenkommunikation? Trotz aller Technologie geht es immer um Inhalte, darum, den Kunden mit seinen Produkten zu begeistern. Hier wird sich auch im Agenturbereich die Spreu vom Weizen trennen.

Tobias Bartenbach ist kein Mann der halben Sachen. Seine Agentur ist europaweit und international in Netzwerken eingebunden, in denen er weitere Aufgaben wahrnimmt. Genauso auch in der Freizeit, in der er sich ehrenamtlich bei Rotary und beim Deutschen Kinderschutzbund Mainz engagiert. Für ihn ist es wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Das mündet dann oft in 70-Stunden-Wochen. „Meiner Familie zuliebe versuche ich, einen Tag in der Woche nicht zu arbeiten. Aber wenn man kein Herzblut und keine Leidenschaft mitbringt, funktioniert das alles sicher nicht.“

Kürzlich wurde Tobias Bartenbach für ein Buchprojekt gefragt, was er aus heutiger Sicht machen würde, wenn er nochmal 20 wäre. Die Antwort lautet ganz klar: Werde Unternehmer! Denn: Es gibt keine andere Form, bei der man sich persönlich so ausleben, auspowern und eigene Ideen zur Verwirklichung leben kann. Seine Maxime – auch und gerade in diesen herausfordernden Zeiten: Schau nie zurück! Kein „hätte, wäre, wenn, warum“! Der Blick nach vorne ist wichtig.


Von: Theo Bender, Referent Unternehmenskommunikation