Der Mainzer Gartenfeldplatz – zwischen Kurfürstenstraße und Frauenlobstraße gelegen – spielt eine große Rolle in der Firmengeschichte von N’Eis. Nicht nur, weil die beiden Gründerinnen Anke Carduck und Julia von Dreusche in direkter Nachbarschaft wohnten und bereits ein Auge auf die Geschäftsräume geworfen hatten, als sich nach dem Auszug der alteingesessenen Bäckerei noch ein Handygeschäft für ein Jahr darin versuchte. Sondern auch, weil sich der Gartenfeldplatz in der Zeit ihrer Gründung dort zu einem der angesagtesten Hotspots der Mainzer Neustadt entwickelte – unter anderem durch die Läden, die sich dort ansiedelten. So hat N’Eis von der Entwicklung profitiert und sie zugleich angeheizt – wenn man das über eine Eisdiele sagen kann.
Hochdekoriertes Eis
Die Eisdiele N’Eis aus der Mainzer Neustadt
N’Eis, das sind vor allem die beiden Gründerinnen, die sich schon seit gemeinsamen Studienzeiten kennen, inzwischen eine erhebliche Strecke miteinander gegangen sind, sich selbst aber immer noch „Mädels“ nennen. Das ist sympathisch, und es ist auch symptomatisch, denn dieses Jung-Geblieben-Sein, dieses selbstbewusste Understatement findet sich im ganzen Unternehmen wieder. Anfangs war es nur das Ladenlokal, was sie ansprach, und das sie als Café betreiben wollten. Als klar war, dass die Räumlichkeiten dafür zu klein sind, fragten sie sich, was sie sonst damit machen könnten. Eis war die Antwort. Das „wie“ klärten sie mit einer Google-Anfrage und einem Eis-Seminar, das sie mit Diplom abschlossen, und bei dem sie lernten, hochwertiges Eis aus Naturprodukten zu machen. Die erste Produktion startete auf 12 Quadratmetern.
„Bei der Eröffnung gab es eine Riesenschlange. Wir dachten, naja, Eröffnung halt“, erzählt Anke Carduck. „Aber die Schlange blieb. Sie bildete sich ständig. Zwei Menschen haben sich in der N’Eis-Schlange kennen- und lieben gelernt. Die haben uns für ihre Hochzeit gebucht“, ergänzt sie lachend.
200 Sorten Eis haben sie im Sortiment. Durch Ausprobieren, durch Inspiration, aber auch durch Kundenanregungen. Auf der Webseite gibt es ein Formular, in dem Kunden eigene Eisvorschläge eintragen können. Customer-Co-Creation nennt sich das neudeutsch. Täglich sind neun bis zwölf Sorten im Angebot, davon rund ein Drittel nur für den einen Tag.

Inzwischen ist das Unternehmen erheblich gewachsen, beschäftigt 12 Festangestellte und 90 Aushilfen für die zwei Verkaufslokale, den Eisbus und die mietbaren Eishänger und -vitrinen, mit denen N’Eis diverse Veranstaltungen und private Feste bestückt.
Und schnell wird erkennbar, wie schwierig die Situation durch Corona wurde. Die Ladenlokale mussten teilweise komplett schließen, teilweise durch die notwendigen Hygienekonzepte zwei Drittel ihres Umsatzes einbüßen, und Veranstaltungen fielen vollständig weg. „Insgesamt sind wir mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen“, berichtet von Dreusche. „Der März war schlimm, da kommen wir immer mit leerem Konto aus dem Winter. Wir haben Soforthilfe beantragt, aber die kam erst im Juni.“ „Unsere Festangestellten mussten wir in Kurzarbeit schicken, das waren auch emotional sehr belastende Monate“, blickt Carduck zurück. „Und jetzt ist die Kreditlinie sogar noch höher, als sie es ganz am Anfang unserer Unternehmensgründung war, das fühlt sich auch nicht gut an. Da hat uns die MVB dann problemlos geholfen“, ergänzt von Dreusche.
Dafür hat sie der Einzelhandel durch die Krise getragen, denn seit einiger Zeit gibt es N’Eis auch in ausgewählten Supermärkten der Region – die ja auch während der Lockdowns offen hatten, und auch die Solidarität vieler Kunden, die N’Eis mit Gutscheinkäufen oder Nutzung des Liefertour-Angebotes sehr geholfen haben. Aber zum alten Niveau fehlen noch die großen Feste, Johannisfest und Weinmarkt, oder auch die Open-Air-Veranstaltungen im Wiesbadener Schlachthof. Wie man so eine Krise durchhält? „Was wir machen, macht uns Spaß. Ich glaube, dass ist auch der Schlüssel zum Erfolg, dass man nicht nur das Geld im Auge hat, sondern tut, woran das Herz hängt.“ Man spürt, dass von Dreusche meint, was sie sagt, und hier nicht Start-Up-Mantras zitiert.
Für die Zukunft brauchen sich die beiden Unternehmensführerinnen kaum Sorgen machen. Sie haben ihr Unternehmen im Griff, wissen ihre Kennzahlen, machen Pläne, und sind dennoch immer wieder ganz spontan. Ihr Understatement steht ihnen gut. Carduck findet, Mainz sei ein gutes Pflaster zum Gründen. Aber vielleicht war es auch ihr unternehmerisches Gespür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, in der Mainzer Neustadt, als diese in der Beliebtheit stieg, mit hochwertigen Lebensmitteln einen Zeitgeist treffend. Sie machen keinen Wirbel darum, dass sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen, obwohl es nicht leicht ist; dass sie als Unternehmerinnen immer wieder von Männern unterschätzt werden („So ein schweres Gerät müsst ihr tragen? Warum hat euer Chef denn dafür zwei Mädels geschickt?“); und auch nicht um die vielen Auszeichnungen, die sie mit dem Eis immer wieder erhalten. Viel wichtiger sind ihnen die persönlichen Erlebnisse. „Letztes Jahr an Weihnachten kam ein Mann zu uns, der uns bat, den Verlobungsring für seine Freundin in eine Eistorte zu packen. Das hat mir besonders Freude gemacht,“ so von Dreusche. Bescheiden sind die beiden immer noch, obwohl sie es nicht sein müssten.
Von: Theo Bender, Referent Unternehmenskommunikation
Bilder: N'Eis.