Ganz im Süden Rheinhessens, im Wonnegau, dem Land der 1000 Hügel, liegt das beschauliche Osthofen. Hier, in einer der wärmsten und trockensten Gegenden Deutschlands, werden die Reben morgens von der über dem Odenwald aufgehenden Sonne wachgeküsst. Hier wachsen Pflanzen, die sonst eher mediterranes Klima bevorzugen.
Wenn das Beste gerade gut genug ist
Die Strauch Sektmanufaktur in Osthofen

Und hier liegt das Weingut Strauch, das seit Generationen von der Familie Strauch bewirtschaftet wird. Zum Weingut gehören 25 Hektar Weinberge, auf denen die in der Region typischen Weine, aber eben auch internationale Rebsorten wachsen.
Aber Isabel Strauch, die Tochter des Winzers, zielt höher. 2007, nach dem Studium Internationaler Weinwirtschaft und Marketing, steigt sie in den väterlichen Betrieb ein. Und stellt als erstes den gesamten Betrieb auf biologischen Anbau um. „Weil Wein ein Naturprodukt ist,“ wie Strauch-Weißbach sagt. „Wir leben in und mit der Natur, und als landwirtschaftlicher Betrieb auch von der Natur. Da ist ein bewusster, ‚biologischer‘ Umgang mit den Pflanzen für mich nur logisch“. Obwohl das Risiko höher ist.
„Dabei war es am Anfang nicht leicht. Im Betrieb sind vier Generationen vereint. Aber für mich war klar, dass der konventionelle Anbau nicht mehr in Frage kommt. Das habe ich meinem Vater bei meinem Eintritt in den Betrieb auch ganz klar gesagt. Inzwischen ist es aber kein Thema mehr,“ erzählt Strauch-Weißbach. „Alle sind davon überzeugt, dass der Schritt richtig war. Obwohl es mehr Arbeit ist. Im traditionellen Anbau können Sie bei Schädlingsbefall oder Fäule das entsprechende Spritzmittel quasi als Medizin geben. Um Schäden im biologischen Anbau zu minimieren, müssen wir permanent im Weinberg kontrollieren und mit milden Mitteln steuern, um gar nicht erst einen Befall aufkommen zu lassen.“
Vom Familienweingut zur Sektmanufaktur
2011 dann entschlossen sich Isabel Strauch-Weißbach und ihr Ehemann Tim Weißbach, studierter Getränketechnologe, neue Akzente zu setzen und den Sekt-Bereich auszubauen. Dazu wurde ein neues Unternehmen als GmbH gegründet. Eine Gründungsfinanzierung der MVB half, die anstehende komplette Modernisierung des Geräteparks umzusetzen.
Um ihren Qualitätsanspruch gleich von Anfang an einen Ausdruck zu verleihen, entschieden sie sich, fortan unter „Strauch Sektmanufaktur GmbH“ zu firmieren. Manufaktur, das kommt aus dem Lateinischen und meint „Handarbeit“, „Von Hand gemacht“. Ist bereits im traditionellen Weinbau bis heute viel Handarbeit notwendig, so ist der Anspruch des Ehepaars Weißbach, auch im Sektausbau so viel wie möglich von Hand, und wo nötig, nur mit sanfter Technologie zu realisieren. Die Maschinen, die in letzter Zeit angeschafft wurden, sind eher klein und nicht vollautomatisch, weil das nicht zum eigenen Anspruch passen würde. Auch werden alle Trauben, die zu Sekt verarbeitet werden, von Hand gelesen. „Durch die zweite Gärung und die Kohlensäure schmeckt man im Sekt viel mehr Nuancen. Sekt verzeiht also viel weniger Fehler als Wein. Deshalb müssen wir bei der Lese darauf achten, nur 100 % gesunde Trauben zu keltern.“, erklärt Strauch-Weißbach. Der Sekt wird vollständig in traditioneller Flaschengärung hergestellt. Die Masse der Flaschen werden maschinell gerüttelt, aber einige Edelsorten sowie die Magnum-Flaschen werden per Hand gerüttelt. „Wir wollen auch nicht zu groß werden. Unsere Anbaufläche ist da eine natürliche Obergrenze.“

Erfolgreich, zusammen mit der MVB
Innerhalb von fünf Jahren gelang es dem Ehepaar so, Sekte von höchster Qualität zu produzieren. Und so verwundert es auch nicht, dass die Sekte der Sektmanufaktur einen Preis nach dem anderen einheimsen. Zweieinhalb Sterne im Weinführer Eichelmann 2019, dreimal Gold beim Meininger Deutschen Sektpreis 2016, zwei Trauben im Gault Millau 2017. Und da Strauch-Weißbach nicht nur Weinwirtschaft, sondern auch Marketing studiert hat, blieb auch der wirtschaftliche Erfolg nicht aus. 2017 stand die zweite Expansion an. Als erstes wurden Angebote eingeholt und mit dem DLR, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz abgesprochen. Mit den Kostenplänen gingen sie dann auf die MVB zu. „Die Herausforderung bei dieser Finanzierung war die Komplexität. Wir haben viel recherchiert, passende Fördermittel herausgesucht und dann ein optimales Paket für die Sektmanufaktur zusammengestellt,“ berichtet MVB-Berater Thorsten Breyer, der von der DZBANK AG für dieses Projekt mit dem Preis „Bester VR-Fördermittel-Berater des Jahres 2017“ ausgezeichnet wurde. Angeschafft wurde damit vor allem eine moderne Traubenpresse, eine Rüttelmaschine sowie neuer Tankraum. „Dabei haben wir darauf geachtet, auch kleinere Gebinde anzuschaffen. Damit wir auch einmal einen Weinberg getrennt ausbauen können,“ so Strauch-Weißbach.
Mehr Genuss, mehr Gewinn
Ein Herzensanliegen ist es Strauch-Weißbach, Sekt mehr in den Mittelpunkt zu stellen und stärker mit Essen und Genießen zu verbinden. „Sekt ist für uns Lebensart, ein Genuss. Es ist schade, dass er oft nur zum Anstoßen oder beim Empfang getrunken wird. Sekt passt hervorragend zum Essen.“ Daher arbeiten die Strauchs zum Beispiel mit dem ehemaligen Sternekoch Frank Buchholz zusammen, auch veranstalten sie regelmäßig ‚Begleitete Menüs‘ in ausgewählten Restaurants. „Man kann auch ein gesamtes Menü nur mit Sekt bestreiten. Da trinkt man dann fünf oder sechs Sekte zu den Gängen. Das ist für viele erst mal ungewohnt,“ gibt Strauch-Weißbach zu, „aber das funktioniert hervorragend, wie wir aus den Veranstaltungen wissen.“
Von der Betriebsgröße her ist das Ziel, mittelfristig die gesamte Anbaufläche nicht mehr in Wein auszubauen, sondern komplett zu versekten. Dazu werden auch alte Weinberge mit Rebsorten, die nicht versektet werden können, auf neue sektfähige Rebsorten umgestellt. Aktuell werden die Überkapazitäten im Maschinenpark noch zur Lohnversektung genutzt. Und sonst? „Unser erklärtes Ziel ist es, dauerhaft unter den Top 3 der deutschen Sektkellereien zu landen!“, erklärt Strauch-Weißbach selbstbewusst. Daneben ist ein Ausbau aller drei Vertriebswege – Fachhändler, Top-Gastronomie, Endverbraucher – notwendig und geplant. Aktuell expandieren sie europaweit. „Mit einem norwegischen Händler laufen bereits gute Geschäfte. Das ist ein sehr engagiertes Unternehmen, mit dem die Zusammenarbeit sehr gut klappt. Neu ist eine Anfrage aus Estland. Da sind wir sehr gespannt.“
Für Endverbraucher ist im April 2018 ein neuer Online-Shop aufgesetzt worden. Das Online-Geschäft läuft gut an, aber da ist natürlich noch Luft nach oben. „Die meisten Kunden kaufen noch auf dem Hof. Denn wir haben viele Kunden, die auch den persönlichen Kontakt zu uns suchen.“ Aber nicht jeder Kunde kann zum Sektkauf immer nach Osthofen kommen, insbesondere wenn die Kundschaft immer häufiger aus allen Teilen Deutschlands kommt.
Und der Ausblick? 2018 wird ein sehr guter Jahrgang. „Unser Keller ist randvoll. Und auch die Qualität ist makellos. Da wird sicher etwas sehr Gutes rauskommen.“ Letzteres kann man ohne Zweifel so auch vom gesamten Unternehmen sagen.
Von: Theo Bender, Referent Unternehmenskommunikation