Weinfachvermietung in historischem Untergrund

Die Vinarmarium GmbH im Herzen der Stadt

Steht man vor der Emmeransstraße 34 in der Mainzer Innenstadt, ahnt man nicht, was sich unter dem schmucklosen Geschäftshaus verbirgt. Ein Schaufenster lässt den Blick auf einen gemütlichen Sitzbereich im Erdgeschoss zu, über der Eingangstür hängt recht unaufdringlich das Firmenschild, aber bereits das Türschloss unterscheidet sich von anderen: Hier gibt es keinen Schlüssel, denn über diese Tür haben alle Kunden jederzeit Zugang mittels Codekarte. Aber zu was genau?

Das Inhaberpaar Claudia und Thorsten Kiegele ist mit Herzblut bei der Sache: Durch Zufall bekommt Thorsten Kiegele, der bereits als Bauunternehmer tätig ist, 2013 einen Keller in Mainz angeboten, allerdings in schlimmem Zustand. Dennoch erkennen er und seine Frau schnell das Potenzial der Immobilie, die aus dem Keller und den darüber liegenden Erdgeschoss-Geschäftsräume besteht. Seit Jahren haben sie die Idee zum Vinarmarium im Kopf, also greifen sie schnell zu und starten ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Unmengen Schutt, unbeendete Baumaßnahmen mehrerer Vorbesitzer sowie Bau- und Denkmalbehörde machen die Realisierung nicht einfach. Als die beiden ihre Pläne offenbaren und ein Sandstrahlen des Kellers erste Ansichten des späteren Aussehens zulassen, öffnen sich schnell viele Türen, selbst der Denkmalschutz zeigt sich nun begeistert. Denn unter den nun abgetragenen Anstrichen zeigt sich ein Kreuzgewölbekeller aus dem Jahr 1460 in seiner ursprünglichen Form.

Unternehmerische Ausdauer macht sich bezahlt

Diesen haben die beiden in liebevoller Kleinarbeit freigelegt, mit einem neuen Boden versehen, Lagerregale eingebaut und einen zentralen Tisch als Treffpunkt installiert. Und so erweist sich der Keller als idealer Ort für ein Angebot an Weinliebhaber: Ein Lager für Weine, immer optimal temperiert, in verschiedenen Fachgrößen, das zugleich als Treffpunkt für den gemeinsamen Genuss der Weine dient. Und das Konzept des Vinarmarium funktioniert. Mehrere hundert Kunden haben sich einen „Tresor“ gemietet, in dem sie ihre Flaschen lagern. Die Fächer sind nicht mit Türen verschlossen, sondern mit Gittern, sodass auch für alle anderen sichtbar ist, welche Weine im Fach stehen. Ob ein Besitzer seinen Namen am Gitter anbringen lässt, entscheidet er selbst. Damit sind die Fächer auch für Firmen und Selbständige interessant, die hier Flyer und Visitenkarten anbieten können. Ins Vinarmarium kann jeder Kunde jederzeit herkommen, allein, mit Freunden oder Gästen, und eine Flasche köpfen. Hier soll er sich wie zuhause fühlen, daher ist alles auf Selbstbedienung ausgelegt: Wasserflaschen im Kühlschrank, ein Fach für saubere Gläser, eins für die benutzten. Auch ein Selbstbedienungstresor existiert, falls das eigene Lager einmal leer getrunken sein sollte – „auf Vertrauensbasis. Wer sich hier bedient, trägt seine Entnahme einfach in eine Liste ein. Das wird dann einfach mit abgerechnet“, berichten die beiden freudig.

Schnell ist hier Netzwerken möglich, aber – typisch für Mainz – auf die unkomplizierte Weise. Da der Keller nur aus einem Raum besteht, treffen bisweilen mehrere Kunden mit ihren Gästen aufeinander. „Und dann trinken eben alle gemeinsam, oft werden auch die Flaschen hin- und hergereicht“, so Thorsten Kiegele. Und seine Frau ergänzt: „Es gibt inzwischen WhatsApp-Gruppen, wo sich Kunden zum gemeinsamen Genuss verabreden, manchmal auch ganz spontan.“ Dennoch entsteht in einer Gewölbe-Nische gerade ein kleines Separee, falls tatsächlich einmal eine Gruppe etwas mehr unter sich bleiben will.

Das Ehepaar Claudia und Thorsten Kiegele in ihrem Weinlager

Das Ehepaar Claudia und Thorsten Kiegele in ihrem Weinlager

Mehr als nur Weinlager

Zudem ist das Vinarmarium mehr als ein etwas ungewöhnliches Weinlager. Einmal im Monat finden „Konvents“ statt. Dazu lädt das Ehepaar Winzer und Weinhändler ein, die sie auf Messen, aber auch durch persönlichen Kontakt oder Weiterempfehlung kennen gelernt haben. Diese können dann sich und ihre Weine präsentieren. Auch hier zeigen sich die Mainzer Kunden bodenständig. „Teuer“ ist kein Kaufargument. „Unsere Kunden kaufen nicht um anzugeben. Hier sind schon bekannte Weine durchgefallen. Dafür haben junge Winzer schon tolle Shows geliefert und sind dann auch gut angenommen worden“, so erzählen die beiden stolz. Eine weitere Ergänzung sind ein Konferenzraum, der für Veranstaltungen gemietet werden kann, sowie eine gemütliche Lounge im Erdgeschoss des Hauses.  

Für die Realisierung sind die beiden, die aus dem Rheingau stammen, auf die Mainzer Volksbank zugekommen. „Das war für uns gar keine Frage. Wir sind überzeugt vom Regionalitätsprinzip. Da, wo wir Geld verdienen, wollen wir es auch bewegen und auch ausgeben“, bekennt der Wahlmainzer Thorsten Kiegele. So arbeitet das Vinarmarium neben der MVB auch mit vielen anderen Mainzer Firmen zusammen. „Und unser Berater bei der Mainzer Volksbank hat gleich verstanden, um was es uns geht, im Gegensatz zu anderen Banken“, berichten die beiden. „Die MVB war unsere erste Wahl. Und hat es uns leichtgemacht, daran nicht zu rütteln.“

In die Zukunft des Vinarmariums schauen die beiden freudig. Kleinere Erweiterungen werden noch umgesetzt, dazu noch das Separee. Expansionspläne haben sie im Moment nicht. Auch die Konvents sollen vorerst nicht häufiger stattfinden. „Wir haben hier einen guten Rhythmus gefunden, der von unseren Kunden sehr gut angenommen wird“, so Claudia Kiegele. Lieber kümmern sie sich um einen reibungslosen Betrieb, darum, dass alle Gäste sich immer wohlfühlen und gerne auf ein Glas Wein mit Freunden in den Keller kommen. Oder zwei oder drei.


Von: Theo Bender, Referent Unternehmenskommunikation