Anlageklassen: Von A wie Aktie bis Z wie Zertifikat

Bargeld, Girokonto, Festgeld? Oder vielleicht doch lieber eine Anlage in Anleihen oder Aktien? Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten sein Geld anzulegen. Und für fast jedes Bedürfnis gibt es eine Vermögensanlage mit unterschiedlichen Chancen und Risiken. Diese Vermögensanlagen werden auch Anlage- oder Assetklasse genannt.

Ausgewogene Vermögensstruktur
Ausgewogene Vermögensstruktur

Jede Anlageklasse unterscheidet sich in verschieden Parametern z.B. in der Laufzeit - von kurzfristig bis langfristig, der Liquidität oder der Schwankung des Marktpreises.

Um eine Anlageentscheidung für Ihr Vermögen treffen zu können, sollten Sie sich sowohl über Ihre Anlageziele bewusst werden, als auch über mögliche Risiken, die Sie bei der Erreichung Ihrer Anlageziele eingehen können und wollen. Daher ist es sinnvoll, sich mit den Grundlagen sowie den Vor- und Nachteilen der einzelnen Anlageklassen vertraut zu machen und herauszufinden, welche Anlageklassen zu Ihnen passen. Wenn Sie ein Investment tätigen, sollte sich dieses auch nicht auf eine Anlageklasse beschränken. Ein Mix aus verschiedenen Anlageklassen - der Fachbegriff dafür lautet Asset Allocation - ist sinnvoll.

Denn wenn Sie in verschiedene Anlageklassen investieren, führt dies dazu, dass Ihr Portfolio weniger stark schwankt, als wenn Sie nur eine Anlageklasse alleine besitzen.

Eine ausbalancierte Vermögensaufteilung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor
Eine ausbalancierte Vermögensaufteilung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor

Betrachten wir nun die Eigenschaften der einzelnen Anlageklassen:

Liquidität (Bargeld, Geldmarktinstrumente):

Bei Bargeld, welches wir jeden Tag mit uns führen, handelt es sich um die vermeintlich sicherste Anlageform. Es ist jederzeit liquide und es gibt keine Schwankung eines Marktpreises.

Allerdings erhält man für Bargeld auch keine Zinsen und damit auch keine Rendite. Nach Berücksichtigung der Inflation fällt die reale Verzinsung sogar negativ aus (siehe Ratgeber Teil 1: Grundlagen). Zusätzlich besteht bei Bargeld jederzeit die Gefahr des Verlustes durch Diebstahl, Brand oder ähnliche Ereignisse. Aus diesen Gründen eignet sich Bargeld nicht als langfristiges Anlageobjekt.

Unter den Begriff des Geldmarktes fallen verschiedene Anlageformen wie z.B. Tagesgeldkonten, Festgeldkonten oder Geldmarktfonds.

Tages- und Festgeldkonten haben eine fest definierte Laufzeit und unterliegen keinem Marktpreisrisiko (Schwankung des Preises). Im aktuellen Marktumfeld ist die Verzinsung bei diesen Anlageformen – aufgrund der Niedrigzinspolitik – jedoch nahezu bei null, was ebenfalls zu negativen realen Renditen führt.

Ein Geldmarktfonds investiert in ein Portfolio aus Geldmarktinstrumenten, also zum Beispiel in Tagesgelder und kurz laufende Anleihen. Der Geldmarktfonds versucht dadurch höhere Zinsen für den Anleger zu erwirtschaften, als dieser in der Direktanlage bei seiner Bank erzielen könnte. Aktuell ist dies jedoch kaum möglich, da auch die Zinsen für kurz laufende Anleihen in der Eurozone im negativen Bereich bzw. um die 0-Linie tendieren. Geldmarktfonds unterliegen einem Markpreisrisiko, da sich einzelne Geschäftspartner oder Emittenten in ihrer Zahlungsfähigkeit verschlechtern können, was auch zu Ausfällen innerhalb des Geldmarktfonds führen kann. Allerdings achten Geldmarktfonds sehr stark auf sehr gute Zahlungsfähigkeit der Banken und Anleihenemittenten, um dieses Risiko möglichst zu vermeiden.

Insgesamt eignen sich Geldmarktfonds nur für sehr vorsichtige Anleger oder für Gelder, die nur sehr kurzfristig investiert und schnell wieder benötigt werden.

Anleihen:

Anleihen, welche oftmals auch als Rente, Rentenpapiere, Schuldverschreibungen oder Bonds bezeichnet werden, sind verzinsliche Wertpapiere. Die Schuldner (Unternehmen, Banken oder Staaten) begeben Anleihen über den Kapitalmarkt und beschaffen sich so Geld für einen bestimmten Zweck. Für die Schuldner stellt dies eine Alternative zur Fremdkapitalbeschaffung im Vergleich zu einem Bankkredit dar.

Der Käufer einer Anleihe erhält mit seinem Kapital eine Forderung gegenüber dem Schuldner (Emittenten). Er wird somit zum Gläubiger und erhält einen Anspruch auf regelmäßige Zinszahlungen sowie auf die Rückzahlung des geliehenen Betrages zum Ende der Laufzeit. Daher sind die Erträge von Anleihen sehr transparent und gut planbar.

Anleihen können unterschiedlich ausgestaltet und hinsichtlich verschiedener Kriterien unterteilt werden. Folgende Abbildung gibt eine Übersicht über diese Unterteilungsmöglichkeiten.

(Für tiefergehende Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren Berater):

Unterteilungsmöglichkeiten von Anleihen
Unterteilungsmöglichkeiten von Anleihen

Risikofaktoren bei der Investition in Anleihen stellen die Bonität des Schuldners und die Laufzeit der Anleihe dar. Je besser die Bonität des Schuldners und je kürzer die Laufzeit umso geringer ist das Risiko, dass es zu einem Zahlungsausfall kommt. Diese beiden Eigenschaften beeinflussen auch den Zinssatz, den der Schuldner für seine Anleihe zahlt. Je höher das Risiko eines Schuldners eingeschätzt wird, umso höher ist der Zinssatz, den dieser bezahlen muss.

Der Marktpreis von Anleihen kann schwanken, da er von unterschiedlichen Faktoren wie z.B. dem allgemeinen Zinsniveau und der Liquidität der Anleihe beeinflusst wird. Außerdem sind die meisten Anleihen als Nominalwerte (Rückzahlung erfolgt zum Nominalwert) auch dem Inflationsrisiko ausgesetzt. Werden Unternehmen, die Anleihen begeben haben, insolvent, werden Anleihegläubiger allerdings vorranging vor den Aktionären bedient.

Anleihen stellen ein solides Grundinvestment dar und sollten - trotz des aktuell niedrigen Zinsniveaus - in den meisten Portfolios berücksichtigt werden.

Aktien:

Eine Aktie ist ein börsengehandelter Anteilsschein an einem Unternehmen. Der Aktionär wird also zum Miteigentümer eines Unternehmens. Zum Besitz eines Unternehmens gehören auch alle Sachwerte wie Fabriken, Maschinen oder Immobilien. Mit dem Erwerb einer Aktie beteiligt sich der Investor am Grundkapital des Unternehmens. Das Grundkapital ist ein Bestandteil des Eigenkapitals und wird im Insolvenzfall als letztes bedient.

Dafür erhält der Aktionär aber auch das Recht, am Unternehmenserfolg zu partizipieren.

Dies erfolgt einerseits über die jährliche Dividendenausschüttung und andererseits durch steigende Aktienkurse. Bei Misserfolgen des Unternehmens kann es jedoch auch zu Kursrückgängen kommen und Anleger müssen Verluste verschmerzen, wenn sie diese Aktien verkaufen.

Außerdem kann jeder Aktionär die Unternehmensausrichtung mitbestimmen, indem er an der jährlichen Hauptversammlung teilnimmt und seine Stimme bei Entscheidungen abgibt (bei Besitz einer Stammaktie).

Im Vergleich zu anderen Anlageklassen sind Aktien durch ihre Notierung am Kapitalmarkt in der Regel sehr liquide. Als Sachwerte berücksichtigen die Aktienkurse die Inflation ganz automatisch und passen sich entsprechend an. Aktien bieten somit einen deutlich besseren Inflationsschutz als monetäre Vermögenswerte wie z.B. Tagesgelder oder Anleihen.

Aktien lohnen sich vor allen Dingen bei einer langen Haltedauer von mehreren Jahren. Dabei gilt die Regel, je länger der Anlagezeitraum ist, umso größer ist die Chance auf eine gute Rendite. Die langfristige durchschnittliche Renditeerwartung liegt bei mehr als sieben Prozent und ist damit die höchste unter allen liquiden Anlageklassen.

Um einen großen Verlust, der durch Ereignisse bei einzelnen Unternehmen entstehen kann, zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie Ihre Anlage in Aktien breit streuen. Dies kann unter anderem durch Investmentfonds geschehen.

Immobilien:

Bei der Anlage in Immobilien gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sein Geld zu investieren.

Anlageuniversum für Immobilieninvestments
Anlageuniversum für Immobilieninvestments

Die direkte Immobilienanlage bindet sehr viel Kapital und birgt die Gefahr eines Klumpenrisikos. Die Preise sind stark von der geographischen Lage abhängig und der Kauf- bzw. Verkaufsprozess ist kostenintensiv und langwierig. Daher ist für die Kapitalanlage die indirekte Immobilienanlage oftmals die geeignetere Wahl.

Hier gibt es die Möglichkeit in börsennotierte Immobilien-Aktiengesellschaften zu investieren. Diese Unternehmen haben als Zweck den Besitz, die Vermietung und die Verwaltung von Immobilien. Neben den Risiken einer Immobilienanlage trägt der Investor hierbei auch die normalen Risiken einer Aktienanlage.

Eine andere Investitionsmöglichkeit sind offene Immobilienfonds, die bereits mit geringen Anlagesummen den Zugang zum Immobilienmarkt ermöglichen. Offene Immobilienfonds investieren in zahlreiche attraktive Immobiliensegmente wie Bürogebäude, Einkaufszentren, Hotels, Logistikhallen oder auch Wohnimmobilien. Diese breite Streuung führt zu einer stabilen Wertentwicklung und einer geringen Schwankung des Fondspreises. Allerdings können immobilientypische Risiken wie Mietausfälle oder Wertminderungen der Immobilie auch bei offenen Immobilienfonds zu Verlusten führen.

Ein Investment in die Anlageklasse der indirekten Immobilienanlagen eignet sich sehr gut als Beimischung zu weiteren Anlageklassen oder für sehr risikoscheue Anleger.

Rohstoffe:

Der Rohstoffmarkt ist sehr umfangreich und umfasst eine Vielzahl von Rohstoffen wie zum Beispiel Gold, Silber, Öl, Kohle, Holz oder Kaffee. Bei jedem Rohstoff gibt es jeweils andere Faktoren, die den Preis beeinflussen können. So hängen die Energierohstoffe stark von der globalen Konjunkturdynamik ab, während Agrarrohstoffe beispielsweise durch das Wetter beeinflusst werden. Hinzu kommt, dass für Privatanleger eine Investition in Rohstoffe oftmals nur über Umwege möglich ist.

Lediglich Gold ist für Privatkunden gut handelbar. Gold ist ein Rohstoff, der aufgrund seiner limitierten Verfügbarkeit als Schutz vor Inflation dient und bei Krisen in der Regel mit steigenden Kursen reagiert. Die Risiken bei Gold sind die fehlende Verzinsung und die Tatsache, dass Gold gelagert werden muss, was ebenfalls Kosten verursacht. Zudem kann der Goldkurs stark schwanken.

Damit ist eine Investition in Gold eher mit der Investition in eine einzelne Aktie vergleichbar. Es eignet sich sehr gut als Beimischung zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen, sollte aber nicht als ausschließliche Anlageform dienen.

Zertifikate:

Zertifikate sind Finanzinstrumente, die sich auf einen Basiswert (z.B. Aktien, Indizes, Rohstoffe) beziehen. Sie stellen aus rechtlicher Sicht Inhaberschuldverschreibungen des Emittenten dar und unterliegen daher, genauso wie Anleihen, dem Risiko, dass der Emittent ausfällt.

Allerdings sind Zertifikate sehr transparente Finanzinstrumente, da bereits zu Laufzeitbeginn ein vordefiniertes Auszahlungsprofil festgelegt wird. Das heißt, Anleger wissen zu jedem Zeitpunkt, wie die Rückzahlung am Laufzeitende in Abhängigkeit des Basiswerts erfolgen wird.

Zudem gibt es Zertifikate für jedes Marktszenario – Anleger können auf steigende, sinkende oder seitwärts verlaufende Märkte setzen.


Von  Martin Schneider, Abt. Private Banking