Seit einigen Jahren könnte der Eindruck entstehen, aktiv gemanagte Fonds hätten ihre Daseinsberechtigung verloren. Die wachsende Konkurrenz durch Indexfonds, kurz ETFs (Exchange Traded Funds), ist zumindest nicht von der Hand zu weisen. Um eine Beurteilung liefern zu können ist es jedoch wichtig, die Unterschiede zwischen den beiden Anlageformen und die Anlageziele für die Investition in Investmentfonds herauszustellen.
Aktiv gemanagte Fonds oder passive ETFs?
Die Strategie ist entscheidend!
Investmentprozesse im Vergleich:

ETF sind passiv gemanagte bzw. computergesteuerte Investmentfonds, die einen Index nachbilden, beispielsweise den DAX oder den MSCI World. Sie werden an der Börse gehandelt. Ihr Ziel ist es, genau die Rendite zu erwirtschaften, die der Index erzielt. Beispielsweise befinden sich in einem ETF auf den DAX Anteile aller Unternehmen, die auch im DAX gelistet sind. Und dies mit gleicher Gewichtung. Steigt der DAX, steigt auch der Wert des ETF, fällt der DAX, verliert der ETF ebenfalls an Wert. Ändert sich die Zusammensetzung des Index, passt auch der ETF seine Gewichtung an. Aufgabe des ETF ist es, die Wertentwicklung des Index stets identisch abzubilden. Dazu gibt es zwei Methoden:
- Physische Replikation: Die meisten ETF wenden diese Methode an. Das bedeutet: Der ETF enthält fast alle Aktien, die in dem jeweiligen Index enthalten sind
- Synthetische Replikation: Die Index-Nachbildung erfolgt über einen Swap, ein Tauschgeschäft mit einer Bank. Diese verpflichtet sich, dem ETF im Tausch gegen eine Gebühr die Indexrendite zu „liefern“
Neben Aktien-ETFs werden auch die Bereiche Anleihen, Rohstoffe und Immobilien abgedeckt. Die Verwaltungsgebühren sind vergleichsweise gering, da das Fondsvermögen nicht aktiv gesteuert wird.
Bei einem aktiv gemanagten Investmentfonds werden die einzelnen Vermögenswerte des Fonds kontinuierlich von Experten, den Fondsmanagern, beobachtet, überprüft und je nach Marktsituation angepasst. Im zweiten Schritt werden grundlegende Merkmale der Unternehmen aus Rendite- und Risikosicht bewertet und bei der Anlageentscheidung berücksichtigt. Ziel ist es, möglichst eine bessere Performance als ein Vergleichsindex (Benchmark) zu erzielen, welcher zur Orientierung vorab definiert wird.
Auch hier stehen dem Anleger alle Anlageklassen von Aktien bis Immobilien zur Auswahl. Eine sinnvolle Kombination mehrerer Assets zu einem gemischten Portfolio, den sogenannten Mischfonds, bieten weitere Möglichkeiten sein Vermögen sogar in einem Produkt breit zu streuen.
Die zu Beginn definierte Strategie des Fonds legt fest, in welche Anlageklasse und zu welchem Anteil der Fondsmanager investieren darf. Bestimmte Branchen, Wirtschaftsregionen oder auch Vergleichsindizes können infrage kommen. Die jeweilige Auswahl und Gewichtung der Einzeltitel (Beispiel Aktien) obliegt jedoch dem Fondsmanager.
Vor- und Nachteile der jeweiligen Anlagestrategie
Als klassische Indexfonds müssen sich ETF streng an die Titel und deren Gewichtung im Vergleichsindex halten. Eine positivere Entwicklung als der Index selbst ist aufgrund dieses starren Konzeptes kaum möglich. In Phasen des Aufschwungs ist dies zunächst nicht weiter dramatisch, in Krisenzeiten führt die fehlende Anpassungsfähigkeit jedoch dazu, dass jeder Kurseinbruch gleichermaßen abgebildet wird.
Im Vergleich hierzu agiert der aktiv gemanagte Fonds deutlich flexibler. Die Möglichkeit der jederzeitigen Anpassung an das aktuelle Marktumfeld bietet die Chance auf eine bessere Performance als der Vergleichsindex. Dies kann durch strategische Über- oder Untergewichtung einzelner Branchen oder Wirtschaftsregionen gelingen. Bei steigenden Märkten ist beim Fondsmanager zwar ein besonders gutes Händchen erforderlich, muss er ja die Gebühren zunächst mit erwirtschaften. Gerade in Zeiten wie bspw. Corona-Krise kann jedoch durch gezieltes Agieren das Risiko des Fondsportfolios reduziert werden. Zudem können weitere Faktoren und Ziele für die jeweilige Anlagestrategie festgehalten werden. Die Fondsmanager betrachten die Firmen nicht nach ihrem Umsatz und ihrer Entwicklung in der Vergangenheit, sondern setzen auf die Unternehmen, die Zukunftsaussichten und ein solides Wachstum versprechen.
Strategische Ziele eines Aktiven Fondsmanagements

Beispiel der Union Investment:
- jährlich rund 4.000 Gespräche mit Unternehmensvertretern, insbesondere zu Nachhaltigkeitsthemen
- Teilnahme an rund 2.300 Abstimmungen auf Hautversammlungen pro Jahr, inkl. zahlreicher Redebeiträge
Entscheidend ist die Strategie des Anlegers:
Ob Sie sich nun für einen ETF oder aktiv gemanagten Fonds entscheiden, hängt von Ihrer individuellen Anlagestrategie ab. Beide Varianten schließen sich gegenseitig keinesfalls aus und schaffen in Kombination eine breitere Struktur Ihres Vermögens. Grundsätzlich sollte jedoch die Auswahl der Anlageprodukte auf die Prioritäten und Bedürfnisse des Anlegers abgestimmt sein, nicht umgekehrt. Die Klärung der Risikobereitschaft, der Einsatz des Kapitals und wie lange dieses gebunden bzw. verplant werden darf, sind vorab unerlässlich.
Hierbei beraten wir Sie gerne, damit Sie Ihre finanziellen Ziele schneller erreichen.
Von: Christopher Fries, Abt. Private Banking