Gold: Eine geeignete Geldanlage?

Schon seit vielen Jahrhunderten wird Gold als Zahlung- bzw. Tauschmittel eingesetzt und stellt damit eine der ältesten Investmentmöglichkeiten überhaupt dar.

Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie steht Gold wieder im erhöhten Fokus der Kapitalanleger. Das Interesse der Investoren an dem Edelmetall ist immens, denn im August 2020 erzielte Gold ein neuen Höchstkurs von 2071 $ pro Feinunze (ca. 31,1 Gramm).
Wer sich mit einer Investition in Gold beschäftigt, steht vor verschiedenen Herausforderungen. Welche Faktoren beeinflussen den Goldpreis und welche Chancen und Risiken ergeben sich für Investoren?

In welcher Form soll man als Investor in Gold investieren? Physisches Gold in Form von Goldbarren oder Münzen oder lieber über Wertpapiere, die an die Goldpreisentwicklung gekoppelt sind?
Diese Fragestellungen werden im folgenden Text genauer betrachtet.

So entsteht der Goldpreis

Im Gegensatz zu Aktien eines Unternehmens hat Gold keinen inneren Wert, sondern der Kurs setzt sich ausschließlich aus dem Angebot und der Nachfrage nach dem Edelmetall zusammen. Typischerweise gibt es verschiedene Investorengruppen, welche die Goldnachfrage beeinflussen.

Goldnachfrage in Tonnen nach Aggregaten

Goldnachfrage in Tonnen nach Aggregaten - Mainzer Volksbank
Quelle: World Gold Council, DZ Bank

Die Nachfrage nach Gold wird zum größten Teil durch die Nachfrage aus der Schmuckproduktion bestimmt. Diese ist traditionell am stärksten in Ländern außerhalb der USA (insbesondere China, Indien, Türkei). Prinzipiell steigt die Nachfrage nach Gold, wenn der USD gegenüber anderen Währungen zur Schwäche neigt. Da der Goldpreis weltweit in USD angegeben wird, ist der Erwerb von Gold bei einem schwachen Dollar in der lokalen Währung entsprechend günstiger möglich. Daher kann man festhalten, dass oftmals die Entwicklung des USD und die Entwicklung des Goldpreises in gegenläufige Richtungen stattfindet.
(Schwacher USD <–-> steigende Goldnotierungen und umgekehrt)

Den zweiten großen Nachfrageblock stellen die Gruppe der Kapitalanleger dar. Unter diesem Begriff kann man die Zentralbanken und die privaten Investoren, welche hauptsächlich physisches Gold nachfragen, sowie Investoren, die über ETFs an der Entwicklung des Goldpreises partizipieren wollen, zusammenfassen. Allen Kapitalanlegern dient der Erwerb von Gold zur Risikostreuung und der möglichen Partizipation an steigenden Goldnotierungen.

Ein weiterer Grund für den Erwerb von Gold ist die Tatsache, dass Gold als Sachwert einen gewissen natürlichen Schutz vor Inflation bietet. Denn Gold kann - anders als Papiergeld oder Anleihen - nicht beliebig vermehrt werden. Allerdings ist Gold nicht die einzige Anlageklasse, mit der Sie sich gegen Inflation schützen können. Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder inflationsgeschützte Anleihen stellen ebenfalls eine gute Alternative dar.

Darüber hinaus hat auch das Zinsniveau einen erheblichen Einfluss auf den Goldpreis. Während in der Vergangenheit die fehlende Zinszahlung als großer Nachteil von Gold aufgeführt wurde, hat sich dies nun ins Gegenteil gewandelt. Denn im Gegensatz zu sicher geltenden Staatsanleihen wie z.B. von der Bundesrepublik Deutschland, muss der Investor bei Gold keine negative Verzinsung in Kauf nehmen. Sollte das aktuell sehr niedrige Zinsniveau jedoch wieder ansteigen, würde dies für Gold tendenziell fallende Notierungen bedeuten. Davon ist in naher Zukunft jedoch nicht auszugehen.

Investitionen in Gold sicher und stabil?

Gold genießt oftmals den Status als „sicherer Hafen“. Dies mag aus den zuvor genannten Gründen beim Thema Inflation zutreffen. Jedoch bedeutet dies nicht, dass Investitionen in Gold auch ein sicheres Investment unter dem Aspekt des Kapitalerhalts darstellen. Denn wie man auf dem folgenden Chart sehen kann, ist der Goldpreis sehr schwankungsanfällig und bewegte sich allein im Zeitraum von 2000 bis 2021 zwischen 250$ und 2000$.

Gold-Spotpreis - Mainzer Volksbank
Gold-Spotpreis

Wenn man zum ungünstigsten Zeitpunkt in Gold investiert hatte, konnte man zwischenzeitlich einen temporären Verlust von mehr als 40% erleiden. Die Schwankungsanfälligkeit von Gold bietet auf der anderen Seite aber auch günstige Einstiegschancen. Eine Möglichkeit, um sich von der Problematik des richtigen Zeitpunktes zur Investition in Gold zu lösen, stellt ein Goldsparplan dar. Bei diesem wird regelmäßig - zum Beispiel 1x im Monat - ein vorher festgelegter Betrag in Gold angespart. Wenn der Goldpreis niedrig ist, profitiert man als Sparer, da man dann für seinen Sparbetrag einen größeren Anteil an dem Goldinvestment erhält. Sobald das Ansparziel z.B. eine bestimmte Goldmünze oder ein Goldbarren erreicht ist, kann man sich diesen auch physisch ausliefern lassen.

Welche Anlageform ist die richtige? – Münzen, Barren oder Wertpapiere

Wer Gold als sicheren Hafen und Notfallwährung betrachtet, sollte auf jeden Fall auf physische Anlageformen wie Münzen oder Barren zurückgreifen. Der Wert der einzelnen Barren und Münzen richtet sich nach dem Gewicht und der Reinheit des Goldes. Achten Sie darauf, dass Goldbarren ein Feingoldgehalt von 99,99 Prozent aufweisen und von der Londoner Rohstoffbörse LBMA zertifiziert sind. Ansonsten kann es zu starken Preisabzügen beim Verkauf der Goldbarren kommen. Die Spanne beim Gewicht von Goldbarren variiert zwischen 1 Gramm und 12,5 Kilogramm. Gängige Größen zur Investition von Privatpersonen liegen jedoch zwischen 50 Gramm bis zu 1 Kilogramm.

Bei Goldmünzen hingegen wird das Gewicht in Feinunzen angegeben und liegt meist zwischen einer Unze und einer zehntel Unze. Beim Erwerb von Goldmünzen sollt man darauf achten, dass es sich um international anerkannte Anlagemünzen wie z.B. den Krügerrand, Eagle, Maple Leaf, Britannia oder Wiener Philharmoniker handelt, da es für diese Münzen einen konstanten Markt gibt.

Münzen erscheinen aufgrund des oftmals niedrigeren Goldanteils im Vergleich zu den reinen Goldbarren vordergründig erschwinglicher. Jedoch muss beachtet werden, dass die Prägekosten bei Münzen mit geringem Goldanteil im Verhältnis sehr teuer sind. Hingegen sind die Preisunterschiede zwischen gleich schweren Münzen und Barren relativ gering, meist sind die Barren aufgrund der weniger aufwendigen Herstellung etwas günstiger. Daher bevorzugen viele Anleger ab einem Gewicht größer einer Feinunze den Kauf von Goldbarren.

Unabhängig davon, ob man sich für eine Investition in Barren oder Münzen entscheidet, muss man bei physischen Goldinvestition immer berücksichtigen, dass diese irgendwo sicher gelagert werden müssen. Bei der Lagerung zu Hause besteht die Gefahr des Diebstahls. Daher sollte bei der Lagerung in den eigenen vier Wänden über die Anschaffung eines Safes nachgedacht werden. Alternativ bietet sich das Mieten eines Bankschließfaches an.

Wer keinen Wert auf die haptische Wahrnehmung von Gold legt, kann auch über Wertpapiere - sogenannte ETCs (Exchange Traded Commodities) - an der Entwicklung des Goldpreises partizipieren. ETCs werden als Inhaberschuldverschreibungen konstruiert, welche zu 100% mit physisch hinterlegtem Gold besichert sind. Die Vorteile bei der Investition in Gold-Wertpapieren im Vergleich zu physischem Gold liegt insbesondere bei den geringen Kosten für den Erwerb und die fehlenden Lagerkosten. Der Nachteil ist bei Inhaberschuldverschreibungen darin zu sehen, dass bei einer Insolvenz des ETC-Anbieters der Käufer des Wertpapiers ebenfalls betroffen ist. Er besteht daher die Gefahr im Falle einer Insolvenz nicht mehr den gesamten Wert der ursprünglichen Investition zurückzuerhalten.

Gold ist eine der wenigen Anlageklassen bei der mögliche Kapitalgewinne nach einer Haltedauer von zwölf Monaten steuerfrei sind. Dies trifft auf alle physischen Anlageformen und ebenfalls auf eine bestimmte Anzahl von Gold-Wertpapieren zu. Welche Lösung für Sie die passendste ist und wie Sie Ihr gesamtes Vermögen sinnvoll strukturieren können, dazu hilft Ihnen Ihr persönlicher Berater gerne weiter.

Wir freuen uns auf Sie!


Von: Martin Schneider, Abt. Private Banking