Griechenland-Krise:

Welche Auswirkungen gibt es für deutsche Bankkunden?

Fragen und Antworten

Angesichts der anhaltenden Staatsschuldenkrise in einigen europäischen Ländern und insbesondere der drohenden Staatsinsolvenz Griechenlands stellen Sie sich vielleicht grundsätzliche Fragen. Welche Auswirkungen gibt es auf den Euro? Ändert sich etwas im Umgang mit den Finanzen? Wie sicher ist mein Geld? Mit dieser Kurzinformation erhalten Sie Antworten des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zu diesen aktuellen Fragen.

Was ist passiert?

Griechenland hat derzeit große Schwierigkeiten, seine Verpflichtungen als Schuldner zu erfüllen. Nachdem Ende Juni eine ausstehende Zahlung an den Internationalen Währungsfonds nicht geleistet wurde, steht Griechenland  am Rande einer Staatsinsolvenz. Es ist unsicher, ob Griechenland Teil des Euroraums bleiben kann oder den Euroraum verlassen wird (Grexit).

Mit der am Montagmorgen des 13. Juli 2015 erzielten Einigung der Eurogruppe auf Eckpunkte eines neuen Hilfsprogramms hat sich die Gefahr eines Grexits verringert. Das geplante Programm hilft Griechenland, die Wachstumsgrundlagen zu verbessern und wirtschaftlich wieder Anschluss an den Euroraum zu finden.

Nun müssen die nationalen Parlamente und insbesondere das griechische Parlament der Einigung zustimmen.

Welche Auswirkungen gibt es auf den Euro?

Die europäische Währung bleibt stabil. Griechenland bleibt ein Sonderfall; Ansteckungsgefahren auf andere Länder sind gering. Die Reformprogramme in Portugal, Irland und Spanien zeigen Erfolge. Der Anteil Griechenlands an der Wirtschaftsleistung des Euroraums liegt lediglich bei knapp zwei Prozent.

Ist mein Geld nicht mehr sicher?

Deutsche Sparer brauchen sich keine Sorgen um ihre Spareinlagen zu machen. In  Deutschland stehen die nationalen Sicherungssysteme unverändert für die ihnen  anvertrauten Einlagen ein. Sie erfüllen umfangreiche gesetzliche und EU-weit harmonisierte Anforderungen. Das Einlagensicherungssystem des Bundesverbandes der Deutschen  Volksbanken und Raiffeisenbanken, dem Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken, Kirchenbanken oder andere Genossenschaftsbanken angeschlossen sind, funktioniert wie folgt:

Ein sogenannter Institutsschutz ist der Einlagensicherung vorgelagert. Drohende wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den angeschlossenen Instituten werden abgewendet oder behoben, dies gewährleistet einen umfassenden Schutz der Kundeneinlagen. So hat in den vergangenen acht Jahrzehnten kein Kunde seine Einlagen verloren. Geschützt sind sämtliche Einlagen, also Spareinlagen, Sparbücher, Sparbriefe, Termineinlagen, Festgelder und  Sichteinlagen auf Girokonten von Privatpersonen und Unternehmen. Auch hauseigene Inhaber- und Namensschuldverschreibungen der Genossenschaftsbanken fallen in den  Schutzumfang.

Ist meine Altersvorsorge gesichert?

Die private Altersvorsorge sollte auf ein breit gestreutes Anlagespektrum aufbauen. Haben Sie einen Riester-Vertrag abgeschlossen, so gilt ohnehin per Gesetz, dass die eingezahlten Beträge zum Beginn der Auszahlungsphase garantiert sind. Auch die Leistungen der gesetzlichen Rente in Deutschland bleiben von der griechischen Staatsschuldenkrise unberührt.

Soll ich jetzt meine Wertpapiere verkaufen?

Die weitere Börsenentwicklung kann niemand voraussehen. Aber in Panik zu verkaufen, ist selten ein guter Rat. Erfahrungsgemäß beruhigen sich die Börsen auch nach einiger Zeit. Anlageentscheidungen sollten mit Bedacht getroffen werden.

Worauf sollten sich Urlauber in Griechenland einstellen?

Aufgrund der aktuell von der griechischen Regierung ausgesprochenen Kapitalverkehrskontrollen in dem Land kommt es dort zu Engpässen zum Beispiel bei Bargeldauszahlungen.
Das Auswärtige Amt informiert die Bundesbürger auf der Internetseite www.auswaertiges-amt.de mit Blick auf ihren Urlaub in Griechenland und spricht Empfehlungen beispielsweise
zur Wahl der Zahlungsmittel aus. Es rät dazu, „sich vor der Reise mit ausreichend Bargeld zu versorgen“.

Bargeldversorgung an griechischen Geldautomaten

An sich sollte eine Bargeldversorgung für genossenschaftliche Karteninhaber im Ausland, in der Größenordnung des mit der kartenausgebenden Bank vereinbarten Limits bzw. im Rahmen des vom Geldautomaten-Betreiber hinterlegten Transaktionslimits, möglich sein. Wie den Medien zu entnehmen ist, haben sich die griechischen Einwohner in den letzten Tagen jedoch signifikant mit Bargeld eingedeckt. Somit dürfte eine Bargeldversorgung über Geldautomaten sowohl für Griechen als auch für Ausländer kaum bis gar nicht mehr möglich sein. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die griechischen Geldhäuser für die nächsten Tage geschlossen bleiben werden. Reisenden nach Griechenland empfehlen wir daher sich vor Reiseantritt in ausreichendem Maße mit Bargeld zu versorgen.

 

Laden-Einsatz in Griechenland

Auch eine Akzeptanz von genossenschaftlichen Karten in Geschäften sollte weiterhin möglich sein. Allerdings benötigen auch Karten akzeptierende Händler und Dienstleister in Griechenland Bargeld, um beispielsweise Lieferanten etc. zu bezahlen. Eine Bargeldversorgung durch die Hausbank ist jedoch auch für Händler in Griechenland nur schwer möglich, so dass (gerade bei kleineren Akzeptanzstellen) die Kartenakzeptanz eingeschränkt sein dürfte und die Händler stattdessen auf eine Barzahlung bestehen.

Lassen Sie sich bei Anlageentscheidungen beraten!

Aus Sicht der genossenschaftlichen FinanzGruppe sollten Anlageentscheidungen auch in Zeiten stärkerer Kursbewegungen an den Finanzmärkten wohlüberlegt getroffen werden. Dazu ist es sehr ratsam, ein umfängliches Beratungsgespräch bei einer Genossenschaftsbank zu führen, um wichtige Anlageentscheidungen auf möglichst informierter Grundlage treffen zu können. Wichtig ist es, auch bei schwankenden Kursen grundlegende Anlageprinzipien zu beachten. Hierzu zählt insbesondere auch eine ausgewogene, breit gestreute Geldanlage anstelle einer Konzentration auf einzelne Werte.

Quelle: BVR, WGZ-Bank. Stand: 13.07.2015