Literatur hautnah im MVB-Forum

Literarisch-musikalischer Abend im Forum der Mainzer Volksbank (MVB) Carl-Zuckmayer-Gesellschaft präsentierte „Carl und Eduard Zuckmayer im Ersten Weltkrieg“.

Carl Zuckmayer als Soldat an der Westfront um 1917
Carl Zuckmayer als Soldat an der Westfront um 1917 (c) Stadtarchiv Mainz-BPS

"Wir waren vom Krieg geprägt und gezeichnet, aber wir fühlten uns vom Krieg nicht zerstört. Wir hatten ihn überlebt und überwunden, wir hatten unsere heile Haut heimgebracht, jetzt wollten wir vorwärts, in ein anderes Stadion, wo es galt, neue, kühnere Kämpfe zu wagen“ (aus Carl Zuckmayers 1966 erschienener Autobiografie: "Als wär's ein Stück von mir").


Mainz, 30.10.2015. Eine literarisch-historische Rückblende, erzählt aus dem ganz persönlichen Blickwinkel der in Mainz aufgewachsenen Brüder Carl und Eduard Zuckmayer, dazu hatten die Carl-Zuckmayer-Gesellschaft e.V. Mainz (CZG) und die Mainzer Volksbank am 29.10.2015 ins MVB-Forum eingeladen.

Im Mittelpunkt der szenischen Lesung standen die einschneidenden Weltkriegsereignisse
der Jahre 1914 bis 1918. Der Schriftsteller Carl Zuckmayer hatte sich im August 1914, noch vor dem Abitur, freiwillig zum Frontdienst gemeldet. Auch sein älterer Bruder Eduard, ein gefeierter Pianist und Musikwissenschaftler, zog voller patriotischer Begeisterung ins Feld. Angesichts der Gräueltaten des Krieges war jedoch der Enthusiasmus der Brüder schnell verflogen. Das zeigten die vorgetragenen literarischen wie autobiografischen Texte eindrücklich, ebenso eingeblendete Zeitungsartikel, Auszüge aus der Kriegschronologie und teilweise unveröffentlichte Briefe der Brüder. "Die Kriegsjahre haben das literarische Schaffen von Carl Zuckmayer stark beeinflusst", meinte auch Peter Krawietz, Präsident der CZG.

Die Lesung endete jedoch nicht mit dem Waffenstillstand im November 1918. Vielmehr wurde der durch das Kriegserlebnis geprägte künstlerische Werdegang der Brüder bis hin zur Emigration nachgezeichnet. Carl ging über Zwischenetappen in die USA und Eduard in die Türkei, seine zweite Heimat.

Silvia Bungert und Susanne Malzahn vom CZG-Spielerensemble übernahmen an diesem Abend die Moderation, Peter Krawietz lieh Carl Zuckmayer seine Stimme und das langjährige CZG-Ensemblemitglied Jochen Stiller ließ Eduard Zuckmayer zu Wort kommen. Die Veranstaltung brachte neben literarischen auch musikalische Entdeckungen. Der Pianist Jan Brach spielte kaum bekannte Stücke Eduard Zuckmayers und der Bariton Stefan Keylwerth trug zeitgenössische Lieder vor.
„Spielszenen, Musik und Kriegslyrik verbunden mit historischen Berichten – kontrastreicher und beeindruckender kann man Zeitgeschehen nicht präsentieren“, so Herbert Kohlberg, Leiter Firmenkundenbetreuung bei der Mainzer Volksbank. „Mit Veranstaltungen wie dieser machen wir Literatur lebendig.“

Kontakt:
Carl Zuckmayer Gesellschaft:
Sibylle Dornseiff
Telefon 06135 8538
E-Mail: s.dornseiff@t-online.de

Über die Carl-Zuckmayer-Gesellschaft
Die Carl-Zuckmayer-Gesellschaft e.V. Mainz wurde 1972 in Nackenheim gegründet. Ihr Ziel ist die Erforschung und Förderung insbesondere des Werkes von Carl Zuckmayer. Dazu gehören die Herausgabe des Zuckmayer-Jahrbuchs, die Aufführung von vor allem mundartlichen  Bühnenstücken, darunter der „Fröhliche Weinberg“ und „Schinderhannes“, durch ein eigenes Spielensemble sowie szenische Lesungen und literarische Vorträge.