BREXIT, Putsch und Säbelrasseln

Das Jahr 2016 war bislang sehr ereignisreich. Die Briten haben in einem Referendum gegen den Verbleib in der Europäischen Gemeinschaft gestimmt, in der Türkei sorgt ein Putschversuch für einschneidende Veränderungen in der demokratischen Grundordnung des Landes. Zudem beherrschen die Flüchtlingsdebatte, Fremdenfeindlichkeit und die anstehende Wahl in den USA zunehmend die täglichen Nachrichten. Es geschieht einiges in der Welt, was durch die Globalisierung auch uns in Rheinhessen betreffen kann.

Brexit und die Folgen

Nehmen wir den Brexit als Beispiel: Auch für die Befürworter des Austritts Großbritanniens kam der Wahlausgang völlig unvorbereitet. Ein emotionaler Wahlkampf, der vorwiegend mit der Angst vor Überfremdung und der vermeintlichen Einschränkung der eigenen Entscheidungsgewalt durch die Europäische Union taktierte, siegte über die Vernunft. Die ersten wirtschaftlichen Auswirkungen konnten bereits unmittelbar nach dem Wahltag am 23.06.2016 beobachtet werden.

Brexit überraschte selbst Befürworter

Schnell wird deutlich, dass die Verantwortlichen in London die Möglichkeiten sowie die Notwendigkeiten eines solchen Ausgangs nicht bis zum Ende durchdacht hatten. Ein offizielles Austrittsgesuch gem. Art. 50 des EU-Vertrages ist bis heute nicht eingereicht worden, Versprechungen und Wunschvorstellungen der EU-Gegner, wie zum Beispiel die Einschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit und verstärkte Investitionen ins heimische Gesundheitswesen statt der Zahlung von Beiträgen an die EU, wurden direkt nach dem Votum wieder deutlich relativiert. Fakt ist: Das Pfund hat massive Einbußen gegenüber den Hauptwährungen US-Dollar und Euro zu verzeichnen. Eine sichtbare Folge dessen konnten die Briten bereits bei der Ernte erleben. Zahlreiche Felder konnten nicht bewirtschaftet werden, da osteuropäische Erntehelfer durch das schwache Pfund die Insel mieden und lieber auf dem europäischen Festland arbeiteten. Die Ernten verfaulten also teilweise auf den Feldern.

Großbritannien auf einer Stufe mit Kenia

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Brexit weiter gestalten wird. Insgesamt sind über 21.000 Verordnungen neu mit der EU zu diskutieren, für die es nicht einmal das notwendige Personal auf britischer Seite gibt. Wenn es zu keiner Einigung im vorgegebenen Zeitrahmen von zunächst zwei Jahren kommt, greifen automatisch die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Was viele nicht wissen: Dann steht Großbritannien faktisch auf einer Stufe mit Kenia oder Costa Rica. Für deutsche Unternehmen kann das zunehmende Schwierigkeiten bedeuten, wenn Sie Geschäftsverbindungen zur Insel halten. Für den Privatmann heißt es aktuell noch, dass Urlaubsreisen in das Vereinigte Königreich durch den niedrigen Pfundkurs deutlich günstiger geworden sind.

Türkische Zukunft ungewiss

Ein weiteres Beispiel für die ereignisreichen Tage in 2016 ist die Türkei. Ein offensichtlich recht dilettantisch vorbereiteter Putschversuch des Militärs scheiterte im Juli und führte zu weitreichenden Folgehandlungen des Präsidenten Erdogan. Zehntausende Festnahmen und die Verhängung eines Ausnahmezustandes treiben eine Entdemokratisierung des Landes voran. Ob weitere Verhandlungen zum EU-Beitritt stattfinden ist fraglich, solange die Pressefreiheit de facto abgeschafft wurde oder die Wiedereinführung der Todesstrafe diskutiert wird.

Türkische Währung unter Druck

Die Unsicherheit über die Entwicklung des Landes zeichnet sich ebenso wie in Großbritannien bereits jetzt ab. Die führenden Ratingagenturen haben die Türkei wieder abgestuft, was sich mittelfristig als zusätzliches Problem darstellt.

Die Europäische Union kaufte bisher fast die Hälfte aller türkischen Exporte. Sollte sich das Land weiter von der EU entfernen oder Beschränkungen bei Zahlungsströmen oder Transfermöglichkeiten in Form von Gesetzen oder Verboten erlassen, könnte es zu massiven Problemen in den Handelsbeziehungen kommen.

Die Zukunft bleibt spannend

Wie es in Zukunft weitergeht, kann man aktuell nur erahnen. 2017 stehen in vielen europäischen Ländern Wahlen an, unter anderem in Deutschland. Zuvor, im November 2016, wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin, die mit Sicherheit die Weltpolitik verändern werden. Mit Blick auf die Türkei rückt auch zwangsläufig der anhaltende Konflikt in Syrien auf den Plan, ebenso der IS. Sicher ist dabei nur, dass auch diese künftigen Ereignisse ihren Einfluss auf die Weltwirtschaft und Europa nehmen werden.